Frühgeschichte

1) Historische Landkarten Online 1763, 1806, 1869, 1821, 1840

 2) Pfarrchronik Rappoltenkirchen, Beschreibung Funde 1876, 1888, 1890, 1928, 1896

 3) Museum Francisco-Carolinum, 1865

 4) Mögliches Foto Römergrab, nach 1900 

5) Mittheilungen der K.K. Central- Commission, 1905

6) Monatsblatt Verein Landeskunde NÖ, 1906

7) Annalen Naturhistorisches Hofmuseum, 1906

8) Topographie von Sieghartskirchen von Gustav Loidold, 17. Dezember 1913

9) Schulchronik Abstetten Teil 3, Schulchronik 1912/1913

10) Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, Nr. 1, Wien, Jänner 1924 (Tektonische Beschreibung)

11) Frühkaiserzeitlichen Hügelgräber im norisch-pannonischen Grenzgebiet, 1928

12) Schulchronik Rappoltenkirchen Teil 1, Schulchronik 1928/1929

13) Der Tullner Gau, 15. Jänner 1930, Erdställe

14) Der Tullner Gau, 15. September 1930, Bodendenkmäler, Erdburgen

15) Der Tullner Gau, 15. März 1931, Weistümer

16) Erich Rabl, Sieghartskirchen Festschrift, 1978

17) Josef Koller, Ollern, Orts- und Häuserchronik, 1983

18) Roland Dobersberger, Heimatbuch Abstetten, 1987

19) Roland Dobersberger, Heimatbuch Sieghartskirchen, 2001

20) Loibersdorf, Bergtaiding (1407) [1687]

21) Henzing, Bergtaiding (c. 1450)

22) Streithofen und Einsiedl, Gerechtigkeit (1450)

23) Ollern, Bruchstück des Taidings (c. 1560)

24) Rappoltenkirchen, Auszug aus dem Bannbüchel der Herrschaft (1580-1596)

25) Streithofen und Einsiedl, Zusätze in einer sonst ganz gleichlautenden Abschrift (1596)

26) Sieghartskirchen, Auszug aus dem Banntaidingsbüchel (16. Jh.)

27) Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst, 1845

28) Bitte, die Sammlung niederösterreichischer Weistümer betreffend, 24. Juli 1877

29) Niederösterreichische Weistümer, 1909

30) Konferenz Protokoll Sieghartskirchen, 24. Mai 1932

31) Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich, 1934

32) Heinike, Geschichte von Sieghartskirchen, 1935

33) Unsere Heimat, 1937

34) Der Tullner Gau, 15. Dezember 1938, Steinbruch Dietersdorf

35) Österreichs Urzeit im Bilde, 1938 (Originalveröffentlichung 1929)

36) Schulchronik Abstetten Teil 3, Schuljahr 1940/1941

37) Nachrichtenblatt f. d. Forschungsarbeit über die Römerzeit Österreichs, 1952

38) Archaeologia Austriaca, Beiträge zur Paläanthropologie…, 1953

Originalquelle: Archaeologia Austriaca, Beiträge zur Paläanthropologie, Ur- und Frühgeschichte Österreichs. Herausgegeben vom Anthroposophischen Institut und Urgeschichtlichen Institut der Universität Wien. Heft 13. Wien 1953. Seite 21 – 39. Scann im Gemeindearchiv aus Privatbesitz vorhanden.

Titel und Autor:
Das karolingische Gräberfeld von Sieghartskirchen, N.-Ö., und seine Bedeutung für die mittelalterliche Siedlungsgeschichte.
Von Herbert Mitscha-Märheim, Wien.

Im Jahre 1905 werden in der KG Sieghartskirchen 18 Skelettgräber aufgedeckt. Parzelle 987, 1,5 KM außerhalb der Ortschaft. Links der nach Kogl führenden Straße.

Inhalt:
Fundgeschichte

Fundmaterial (Liste und Fotos), Insgesamt werden 40 Gegenstände aufgelistet und 49 Abbildungen von Gegenständen aus Sieghartskirchen.

Analyse des Fundmaterials

Seiten 21 bis 39 inklusive Anmerkungen.

 

[Anmerkung MGM Sieghartskirchen: Die richtige Parzellen-Nummer dürfte 978 sein.]

 

Aufgrund des Erscheinungsjahres 1953 läuft das Urheberrecht mit 31.12.2023 ab. (Wikipedia 70 Jahre in Österreich). Da es derzeit keine Abschrift gibt, wird diese bis dahin vorbereitet.

 

Internet-Recherche 10.11.2023.
Bereits im Jahr 1958 wird dieser Artikel erwähnt in:

Burgenländische Heimatblätter
Herausgegeben vom Volksbildungswerk für das Burgenland in Verbindung mit dem Landesarchiv und Landesmuseum
20. Jahrgang, Eisenstadt 1958, Heft Nr. 1

PDF Download im Gemeindearchiv.
 

Originallink:
https://www.zobodat.at/pdf/Burgenlaendische-Heimatblaetter_20_0001-0016.pdf


Seite 9:
Der Verwendungszweck der Beinhülse aus Grab 3, Nickelsdorf, ist nicht eindeutig geklärt; in ihrem Inneren waren keinerlei Eisenreste festzustellen, woraus hervorginge, daß sie als Nadelbüchse gebraucht wurde, wie es in Frauengräbern mehrfach belegt ist 16).
In der Anmerkung 16 ist nur Sieghartskirchen von Mitscha-Märheim angegeben.

Seite 12 (Gräberfeld Edelstal) und Seite 15 (Gräberfeld Zillingtal) ist Sieghartskirchen von Mitscha-Märheim mit vielen anderen lediglich in der Literatur angegeben. Bei Edelstal sind die Seiten 21/32 und bei Zillingtal die Seiten 27, 28, Abb. 10 und Seite 32 angeführt.

Letzte Veröffentlichung am 6.12.2023.

Abschrift:
Das karolingische Gräberfeld von Sieghartskirchen, N.-Ö. und seine Bedeutung für die mittelalterliche Siedlungsgeschichte.
 
Von Herbert Mitscha-Mährheim, Wien.
 
1. Fundgeschichte
Im Mai des Jahres 1905 wurden auf der Parzelle 987 *) der Katastralgemeinde Sieghartskirchen (1,5 km außerhalb der Ortschaft = links der nach Kogl führenden Straße) anläßlich der Abgrabung eines Hügels 18 Skelettgräber aufgedeckt. Sie wurden vom Lehrer Adalbert Heimel ausgegraben 1), das Fundmaterial gelangte später an die prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien, wo es heute unter den Inventarnummern 61189 - 61228 erliegt. Bereits 10 Jahre früher sollen beim Bau der genannten Bezirksstraße gegenüber der Parzelle 987 gleichfalls archäologische Funde (angeblich Gräber) zu Tage gekommen sein, über deren Art bzw. deren Schicksal aber nichts mehr zu erkunden war.
 
Anmerkung Marktgemeinde, Andreas Bohnec:
*) Richtig Parzelle 978.

Die Gräber des Jahres 1905 sollen in Tiefen von 0,6 bis 1,5 m gelegen haben. Über die Verteilung der Fundgegenstände auf die einzelnen Bestattungen ist keine Nachricht erhalten geblieben, bloß soviel ist bekannt, daß die Glasperlen aus fünf Gräbern stammen und daß diese auch Tierknochen enthielten, die jedoch nicht mehr vorhanden sind.
Da das Fundmaterial im Schrifttum wiederholt erwähnt wurde, wobei man die verschiedensten Ansichten über seine Zeitstellung bzw. völkische Deutung äußerte, sei es hiemit der Öffentlichkeit vorgelegt. Es soll dabei versucht werden, durch genaue Analyse und Berücksichtigung von Parallelfunden, besonders alle Datierungsmöglichkeiten auszuschöpfen und es damit zur historischen Urkunde zu erheben. Daß die Zerreißung der ursprünglichen Grabzusammenhänge dieser Absicht Schwierigkeiten in den Weg liegt, ist klar. Dennoch ist aber der Aussagewert des Sieghartskirchner Fundkomplexes für die Siedlungsgeschichte des Wienerwaldes von beträchtlicher Bedeutung, zumal es bis heute noch an gut beobachteten ähnlichen Gräberfeldern in seinem Gebiet mangelt.
 
2. Das Fundmaterial
(mit den Inventarnummern der oben genannten Staatssammlung).
 
61189: Topf, dünnwandig, aus dunkelbraunem, sehr feinkörnigem, leicht glimmerhaltigem Ton; breit, bauchig, mit eingezogenem Hals, ausladenden Mundsaum und breiter Standfläche. Auf Schulter und Bauch je eine umlaufende breite Furche. H. 9.9, Mdg. 10.8, Bw. 12.1, Stfl. 7 cm (Abb. 1, 1)
 
61190: Topf aus dunkelbraunem, feinkörnigem Ton; dickwandig, schwer, mit breiter Standfläche, eingezogenem Hals und ausladendem Mundsaum. Auf der Schulter und auf dem Bauch je eine sehr grob ausgeführte Wellenfurche, die z. T. doppelt gezogen ist, z. T. nur durch kommaartige Striche angedeutet ist. Am Unterteil des Gefäßes zwei umlaufende Furchen je mit übergreifenden Enden. H. 9.4, Mdg. 9.1, Bw. 10.2, Stfl. 7.3 (Abb. 1, 2).
 
61191: Topf aus braungelben, feinkörnigem Ton, dünnwandig; mit konischem Unterteil, breiter Standfläche, eingezogenem Hals und ausgelegtem, außen breitem Mundsaum. Auf der Schulter und am Bauch durch je ein mehrzeiliges umlaufendes gerades Linienbündel begrenzt. Auch auf dem ausgelegten breiten Mundsaum läuft innerhalb einer den Rand begrenzenden Furche ein mehrzeiliges Wellenband. Auf der Standfläche ein erhabenes Kreuz innerhalb eines gleichfalls erhabenen Ringes. H. 10.4, Mdg. 8.4, Bw. 10.2, Stfl. 6.1 (Abb. 1, 11)
 
61192: Topf aus gelbbraunen, feinkörnigem Ton, dickwandig und schwer; mit eingezogenem Hals und steilem Mundsaum (z. T. ergänzt). Auf der Schulter zwei sehr nachlässig eingekämmte mehrzeilige Wellenbänder, darunter ein waagrechtes Linienbündel. H. 8.8, Mdg. 7.5, Bw. 9.2, Stfl. 5.5 (Abb. 1, 3)
 
61193: Gedrungener kleiner Topf aus schwarzbraunem, feinem Ton, sehr dickwandig und schwer. Sehr breite Standfläche, eingezogener Hals, schräg aufwärts stehender Mundsaum. Unter dem Hals eine umlaufende engwellige Furche, am Bauch eine ebensolche weitgewellt, darunter eine gerade mit weit übergreifenden Enden, sehr flüchtig ausgeführt. H. 7.1, Mdg. (z. T. ergänzt) 7.7, Bw. 9.3, Stfl. 7.2 (Abb. 1, 7)
 
61194: Hoher, schmaler Topf aus braunem, stark körnigem Ton, sehr dickwandig, schwer und grob. Eine Hälfte des Oberteiles ergänzt. Am Bauch drei nachlässig, eingerissene steile Wellenfurchen. H. 9.6, Mdg. 6.2, Bw. 7.7, Stfl. 6.1 (Abb. 1, 4).
 
61195: Sehr derber Topf aus dunkelbraunem, stark mit Steinchen vermengtem Ton, äußerst dickwandig und schwer ("Knetkeramik"), von unregelmäßiger Form. Rand und Oberteil z. T. ergänzt. H. 9.5, Mdg. 6, Bw. 8.8, Stfl. 5.6 (Abb. 1, 5).
 
61196: Kleines rundes Töpfchen aus Graphitton, ohne ausgeprägte Standfläche mit leichter Halseinziehung und schwach ausgeschwungenem Mundsaum, Oberteil einseitig fragmentiert. H. 6.2, Mdg. 6.2, Bw. 7.1 (Abb. 1, 10).
 
61197: Topf aus grauem, feinem, aber mit Steinchen versetztem Ton, sehr dickwandig und schwer. Am Hals zwei Reihen winkelig zueinander gestellter paralleler Kammspitzeneindrücke. Am Bauch zwei eingekämmte Wellenbänder, darunter eine breite umlaufende Furche. H. 9.8, Mdg. 8.2, Bw. 9, Stfl. 6 (Abb. 1, 6).
 
61198: Topf aus braunem, feinkörnigem Ton, dickwandig; mit eingezogenem Hals und schräg aufwärts gelegtem Mundsaum. Die Außenseite ist durch sechs unregelmäßige Wellenfurchen verziert. H. 11, Mdg. 8.2, Bw. 10.8, Stfl. 6 (Abb. 1, 9).
 
61199: Tulpenförmiger Topf, stark beschädigt, dunkelbrauner, steinchenversetzter Ton, dickwandig; mit wulstigem, leicht auswärts gelegtem Mundsaum. H. 7.9, Mdg. etwa 7.8, Bw. 7, Stfl. 4 (Abb. 1, 8).
 
61200: Randstück eines großen Topfes aus feinem, sehr stark graphithältigem Ton. Unter dem eingezogenem Hals eine umlaufende Kerbleiste. Rek. Mündungsweite etwa 22 cm (Abb. 2, 1).
 
61201: Rand- und Wandstück eines ähnlichen aber größeren Tongefäßes mit eingezogener Halspartie und leicht auswärts gewulstetem Rand. Auf der Schulter eine starke Kerbleiste. Sehr schwerer Graphitton. Mdg. 40 - 50 cm (Abb. 2, 2).
 
61202: Offener Armring aus Bronze, rundstabig, mit leicht stempelförmig verdickten Enden. Dm. 7.1, Dm. d. Stabes 0.4 - 5 (Abb. 6, 2).
 
61203: Desgleichen, an einem Ende ein aufgezogenes Ringlein. Dm. 7.3, Dm. d. Stabes 0.4 - 5 (Abb. 6, 3).
 
Seite 23:
Abb. 1: Sieghartskirchen, Keramik.
Fotos, schwarz-weiß.
Zu sehen sind Töpfe, Nr. 1 - 11.
 
Seite 24:
Abb. 2: Sieghartskirchen, grobe Keramik.
Abb. 3: Sieghartskirchner Eisenmesser.
Abb. 4: Sieghartskirchen, Ohrringe und Schmuckstücke.
Abb. 5: Sieghartskirchen, Spinnwirtel.
Alle Fotos schwarz-weiß.
 
61204: Halbmondförmiges Beschlagstück aus dünnem Silberblech, beide Enden scheibenartig erweitert, Mitte zu einer Spitze ausgezogen. Mit getriebenem Ornament, längs des Randes eine Perlstabreihe, im Mittelfeld mehrere Gruppen von Perlchen. L. 4.3, Br. 3.1 (Abb. 4).
 
61205: Zwei Ohrringe aus starkem Bronzedraht, an den Seiten je zwei ringförmige Verstärkungen. Ein Stück trägt unten einen Anhänger, an dem unten eine längliche, vierkantige, oben (innen) eine runde grüne Glasperle hängt. Beim zweiten Stück ist der Anhänger zwar erhalten, die Glasperle jedoch verloren. Dafür ist an seinem oberen Ende mittels einer Schlaufe aus Bronzedraht eine kleine runde Glasperle angehängt, die oben durch ein kleines Bronzescheibchen abgeschlossen wird. Br. d. Ringe 1.8, L. 2.3, L. d. erh. Anhängers mit den Perlen 2.4 (Abb. 4 links).
 
61206: Ohrring aus starkem Bronzedraht, an einem Ende und ihm gegenüber je eine ringförmige Verstärkung. Dm. 1.9 : 1.6 (Abb. 4).
 
61207: Ohrring aus vierkantigem Silberdraht, an einem Ende und gegenüber am Stab eine ringförmige geperlte Verstärkung. Unten eine traubenförmige hängende Pyramide aus 4 runden Perlchen. Dm. 1.6 : 2.3 (Abb. 4).
 
Seite 25:
Abb. 6: Sieghartskirchen, Armringe.
Fotos schwarz-weiß.
 
61208: Ohrring aus Bronzedraht, an einem Ende und am Stab gegenüber ein gekerbter Wulst. Dm. 2.2 : 2.3 (Abb. 4).
 
61209: Fragment eines Ohrringes aus dickem, oben dünnem Bronzestab, unten ein angegossenes, unten verdicktes Zierstück. Bruchstück eines zweiten, W-förmigen aus Bronze (Abb 4).
 
61210: Bronzereif auf dünnem, an den Längskanten leicht aufgebörteltem Band. Darüber ist ein rundstabiger Ring aus Bronzedraht gezogen, dessen Oberfläche eng quergeriefelt ist. Dm. 2.7 (Abb. 4).
 
61211: Ringförmiger Anhänger aus massiver Bronze mit quergestellter Schlaufe. Dm. 1.8 : 1.5. - Bruchstück eines quergeriefelten Bronzeröhrchens. - Verschiedene Bronzeblechfragmente (Abb. 4).
 
61212: Eiserne Messerklinge mit geradem Rücken und gegen die Spitze zu geschwungener Scheide. Breite flache Griffangel, die gegen Rücken und Schneide zu scharfwinkelig abgesetzt ist. Spitze abgebrochen. L. 17.4, dav. Angel 5, größte Klingenbreite 2.8 (Abb. 3, 3).
 
61213: Desgleichen, Spitze fehlt, Schneide gegen vorne langsam verjüngend. L. 15, dav. Angel 5.5, größte Klingenbreite 2.4 (Abb. 3, 4).
 
61214: Desgleichen mit gegen den Rücken geschwungener Spitze, allmählich schmäler werdend. L. 6.6, davon Angel 4.2, größte Klingenbreite 2.6, (Abb. 3, 1).
 
61215: Kleine schmale Messerklinge aus Eisen, Angel gegen den Rücken zu scharfwinkelig, gegen die Schneide zu sanft abgesetzt. L. 11.2, davon Angel 3.8, größte Klingenbreite 1.8 (Abb. 3, 7).
 
61216: Eiserne Messerklinge mit abgebrochener Angel, Schneide sanft gegen die Rückenlinie geschwungen. L. 9.4, größte Klingenbreite 1.7 (Abb. 3, 6).
 
61217: Spitze einer eisernen Messerklinge mit angerosteten Resten der Scheide. L. 6, größte Klingenbreite 1.4 (Abb. 3, 5).
 
61218: Eiserne Messerklinge mit leicht geschweiftem Rücken, flacher, langer und breiter Griffangel, die gegen den Rücken winkelig abgesetzt ist. Schneide stark abgeschliffen, gegen die Spitze zu rundlich geschweift. L. 17.2, davon Angel 7.7, Br. d. Klinge 2.2, der Angel 1.6 (Abb. 3, 2).
 
61219: Armring aus vierkantig profiliertem Bronzestab, offen. Auf den beiden nach außen liegenden Flächen je eine Reihe viereckiger Punkte eingestochen. Dm. 7.1 : 7.8 (Abb. 6, 1).
 
61220: Doppelkonischer Wirtel aus braunem, sehr feinem Ton. Auf jeder Hälfte ein umlaufendes Band von je drei eingeritzten Zickzacklinien, beiderseits von einer umlaufenden Geraden eingesäumt. H. 2.3, Dm. 3 (Abb. 5).
 
61221: Beinröhre mit ovalem Querschnitt, die Außenseite durch sieben Gruppen umlaufender Rillenbänder verziert. L. 7.1, Br. 1 : 1.4 (Abb. 7, 2).
 
Seite 26:
Abb. 7: Beinröhren, 1 - 3 Sieghartskirchen, 4 Absberg.
Fotos schwarz-weiß.
 
61222: Desgleichen, runder Querschnitt, an den Enden leicht beschädigt, von Edelrost grün gefärbt. Gleichfalls durch sieben Gruppen umlaufender Rillen verziert. L. 7.4, Br. 1.1 (Abb. 7, 1).
 
61223: Desgleichen, stark beschädigt, Oberfläche durch Gruppen umlaufender Rillen verziert, die ein Feld von Rhomben einschließen, das durch kreuzförmigen Kerbschnitt verziert ist. Erh. L. 5.9, Dm. 1.5 : 1.3 (Abb. 7, 3).
 
61224: Perlenreihe: 32 stangenförmig zu 2 - 4 aneinandergereihte Perlen mit Goldfolie. 2 detto aus blauem Glas. (Abb. 8). 5 bunte Röhrenperlen (Tafel* Abb. 1, 2, 4, 5, 6).
 
* Anmerkung Marktgemeinde, Andreas Bohnec:
Zwischen Seite 34 und 35 ist eine Abbildung der Farbperlen. Diese sind in Farbe!
 
61225: Perlenreihe: 1 bunte Röhrenperle (Tafel, Abb. 3), eine kugelige Perle mit Goldfolie, eine doppelkonische aus weißem Glasfluß, eine kugelige aus schwarzem Glasfluß mit weißen Augen, die von einem Ring umgeben sind (Tafel, Abb. 8), eine tonnenförmige Perle, dunkelblau mit dunkelblauen von zwei weißen Ringen umgebenen Augen (Tafel, Abb. 9), eine längliche Perle, lichtgrün mit dunkelgrünen Strahlen, auf jeder Seite ein längliches Auge, bestehend aus einem schwarzen Kern, darum ein weißer, ein roter und ein gelber Ring (Tafel, Abb. 7).
 
61226: Perlenreihe: 2 Stangenperlen (je 2 und 3) mit Silberfolie und 50 dünnere und dickere scheibenförmige Perlen aus licht- bis dunkelblauem Glasfluß, einige grün (Abb. 9, unten).
 
61227: Perlenreihe: 2 Stangenperlen (3 und 2), eine längliche ehemals bunte, jetzt stark verwitterte, eine runde mit gelben Augen und dtto Ringen um die Löcher, 11 längliche, flachgedrückte, kürbiskernförmige Perlen aus schwarzem, grünem und blauem Glas. 1 kleine runde Perle aus blauem Glas, eng gestreift, eine gleiche gebuckelt (Abbildung 9 oben).
 
61228: Diverse Bruchstücke von Perlen.
 
3. Analyse des Fundmateriales.
 
1. Die Tonware.
 
Die Tonware des Sieghartskirchner Gräberfeldes gehört zu ihrem Großteil einem Formenkreis an, den wir aus Funden spätawarischen Charakters des ausgehenden 8. und karolingischen des 9. Jahrhunderts kennen. Bekanntlich ist es nur selten möglich, an Hand keramischer Funde allein diese beiden Gruppen zu trennen 2).
 
In unser Abbildung 1, 2 - 6 und 9 wiedergegebenen Töpfe lassen sich ohne weiteres mit der Tonware spätawarischer Nekropolen, etwa jener von Münchendorf oder von Mistelbach (N.-Ö.) vergleichen. Die Töpfe Abb. 1, 1 und 7 zeigen aber eine Form - gedrungener Körper bei durchaus gediegener Mache und klar herausgearbeiteter Hals-Randpartie -, die man in diesem Kreis kaum antreffen wird, den man vielmehr mit deutschen Erzeugnissen des fortgeschrittenen 9. Jahrhunderts vergleichen muß 3).
 
Seite 27:
Abb. 8, 9: Sieghartskirchen, Perlen.
Fotos schwarz-weiß.
 
Besonders hervorzuheben ist das Gefäß unserer Abb. 1, 11. Seine allgemeine Form leitet sich zweifellos gleichfalls aus dem Kreis der spätawarischen Tonware her, wobei wir hier nur auf den Topf des Grabes 50 von Mistelbach verweisen wollen  4), das sicherlich bereits der Zeit um 800 angehört, und auf zwei ähnliche Gefäße des zum Gutteil bereits dem Anfang des 9. Jahrhunderts angehörigen Gräberfeldes von Zillingthal (Burgenland, aus Grab 130 und 148, unsere Abb. 10). Insbesondere das Profil des Mundsaums deckt sich mit den angeführten Parallelen fast völlig. Anders die ausgeprägte hohe Schulter. Sie kommt m. W. in awarischem Zusammenhang nicht mehr vor, sondern ist eine spätere Entwicklung. Ich möchte daher diesen Topf dem ausgehenden 9. oder beginnenden 10. Jahrhundert zuweisen. Auch eine noch etwas jüngere Datierung stünde durchaus im Rahmen der Möglichkeit. Der den Mundsaum oben begleitende Randwulst, der offenbar für die leichtere Aufnahme bzw. das Festhalten eines Deckels gedacht ist, spricht gleichfalls für spätere Entstehung. Das Wellenband, das die Oberseite des ausgelegten Randes ziert, ist eine Erscheinung, die wir (abgesehen von der spätrömischen Tonware) bereits in spätawarischer Zeit (Ende des 8. und Anfang des 9. Jahrhunderts) antreffen.
 
Seiten 28 und 29:
Abb. 10: Zillingthal, Burgenland
Photo: Bundesdenkmalamt.
 
Abb. 12: Ornding bei Pöchlarn.
Photo: Bundesdenkmalamt.
 
Abb. 11: Lichtenwörth bei Wr. Neustadt, Gefäß mit Innenverzierung des Mundsaumes.
Photo: Bundesdenkmalamt.
 
Abb. 13: Rabensburg, Gefäß mit Bodenmarke.
Photo: Bundesdenkmalamt.
Alle Fotos schwarz-weiß.
 
So trägt z. B. der Topf aus Grab 46 des Mistelbacher Friedhofes ein solches 5). Auch der karolingischen Tonware des 9. Jahrhunderts ist diese Zierart nicht fremd. Wir bilden hier ein Tongefäß dieser Zeitstellung aus Lichtenwörth bei Wiener Neustadt ab, von dem sich infolge der Ereignisse des Jahres 1945 leider bloß das Photo im Bundesdenkmalamt erhalten hat 6) (Abb. 11). Die Verzierung des Innenrandes durch andere Zierarten kennt auch die Tonware des Großmährischen Reiches. Ein kleines Töpfchen aus einem der 1952 in Rabensburg in Niederösterreich aufgedeckten Skelettgräber wohl des 9. Jahrhunderts, sei als Beispiel dafür angeführt  7) (Abb. 13). Verzierung des ausgelegten Randes durch Wellenbänder kommt - wenn aus selten - auch im südslawischen Gebiet vor; ich erwähne ein Gefäß aus dem Raum des Gräberfeldes auf dem Burgberg von Pettau  8), das wohl dem 10. Jahrhundert angehören dürfte. Noch eine Einzelheit unseres Sieghartskirchner Topfes sei hervorgehoben: das erhabene Ringkreuz, das seine Standfläche ziert (Abb. 1, 11b). Verzierungen dieser Art (in Form einfacher Kreuze oder Hakenkreuze) sind gleichfalls in der Tonware unserer Gebiete im 9. und insbesondere im 10. Jahrhundert, aber auch noch im 11. nicht seltenes. Gleich das hier bereits erwähnte Rabensburger Gefäß trägt ein solches Bodenmuster, die auch in der Köttlacher Kultur anzutreffen sind  9). Sehr häufig scheint das erhabene Ringkreuz im slowenischen Raum zu sein. So bildet es J. Korosec auf dem Gebiet des bereits erwähnten Gräberfeldes von Pettau mehrfach ab 10) und P. Korosec bringt eine Reihe von Beispielen auf Kugeltöpfen des 10./11. Jahrhunderts aus Laibach 11). Auch in Ungarn ist dasselbe Bodenzeichen in arpadenzeitlichen Funden des 10./12. Jahrhunderts gleichfalls nicht selten 12). Daß dieses Muster aber nicht bloß im ostmitteleuropäischen Raum bei Slawen und Deutschen üblich war, zeigen uns Funde aus Schweden. So hat eine Ansiedlung aus Silte in Gotland, die der Zeit um 900 angehört, mehrere Gefäße ergeben, die am Boden gleichfalls ein erhabenes, von einem Ring umgebenes Kreuz zeigen 13). Es ist somit kaum wahrscheinlich, daß wir es da mit einem sogenannten Töpferzeichen zu tun haben. Viel eher wird man an eine gewisse magische Bedeutung zu denken haben (kaum aber an ein mit dem Christentum zusammenhängendes Symbol), deren Sinn uns heute nicht mehr greifbar ist.
Aus dem üblichen Rahmen der karolingischen Tonware unserer Gebiete fällt das tulpenförmige Töpfchen unserer Abb. 1, 8 etwas heraus. Seine Form - die enge, aber am Rand aufgewulstete Standfläche, der auswärts geschwungene Körper, die schräg auswärts gebogene Mündung, die weiter ist als die Bauchung - ist im Kreise der slawischen und awarischen Tonware nicht geläufig. Aus dem Gebiet der letzteren kenne ich bloß eine einzige Parallele aus Grab 30 fes Gräberfeldes von Theben-Neudorf in der Slowakei, wo diese Form aber auch unter zahlreichen anderen völlig vereinzelt dasteht 14). Gute und häufigere Entsprechungen dazu finden sich aber wieder in Schweden, wo in dem ausgedehnten und reichen wikingischen Gräberfeld von Birka in mehreren Gräbern des 9. und beginnenden 10. Jahrhunderts Gefäße ähnlicher Gestaltung gefunden wurden 15).
Besondere Beachtung wert in unserem Sieghartskirchner Material ist das kleine kugelige Töpfchen Abb. 1, 10, mit seiner runden, kaum ausgeprägten Standfläche und dem charakteristischen, leicht ausgeschwungenen Rand. Es zeigt zweifellos Anklänge an die karolingischen Kugeltöpfe fes Westens, deren Randpartie allerdings anders (dicker, wulstiger) ausgeprägt erscheint. Dieselbe schalenartige Form zeigen aber wieder zahlreiche Gefäße aus Birka in Schweden, die zum Gutteil der Zeit um 900 und bald nachher angehören 16). Alle diese Entsprechungen sind aber aus dunklem, meist mit Steinchen versetztem Ton hergestellt, während unser Stück aus Graphitton besteht.
Die Verwendung von Graphitton (worunter wir einen Ton verstehen, der mit Graphit gemagert, daher außen und innen gleichmäßig graphitglänzend ist) ist besonders in den Donauländern weit verbreitet. Die Zeitstellung der so hergestellten Gefäße ist noch nicht eingehend untersucht worden. Es scheint jedoch, daß der Höhepunkt dieser Technik hierzulande in das 10. Jahrhundert fällt, wobei ihr Anfang ins 9. zu setzen ist und das 11., z. T. auch noch das 12. von ihr beherrscht wird. Dem awarischen Kreis ist sie jedenfalls völlig fremd. Eine andere Technik ist jene, die bloß einzelne Graphitbröckchen in die meist bräunlich gefärbte, körnig-sandige Tonmasse eingesprengt zeigt. Diese Manier ist im 11. Jahrhundert geläufig und hält sich bei den großen Vorratsgefäßen bis an das Ende des Mittelalters. Die mit der Graphittonware zusammenhängenden chronologischen Fragen müssen jedoch an Hand eines größeren Materials noch eingehend untersucht werden.
Wann erstmals im 9. Jhdt. Graphitton zur Gefäßherstellung verwendet wurde, ist somit heute noch nicht sicher zu sagen. Wohl noch diesem Zeitabschnitt scheinen die Gräber der kleinen Nekropole von Pösting im Mühlviertel (O.-Ö.) anzugehören, deren eines einen Graphittontopf enthiehlt  17). Aus geschlossenen Grabfunden des 10. Jahrhunderts kennen wir diese Technik z. B. aus dem Gräberfeld von Steinabrunn bei Groß-Mugl in N.-Ö., wo Graphittontöpfe in den Gräbern 4  39, 54, 64  18) und aus dem noch unveröffentlichten Grab 81  19) bekannt sind. Auch ein 1951 in Ornding bei Pöchlarn aufgedecktes Skelettgrab hat einen solchen Topf ergeben (H. 10 cm, Abb. 12), der aber mit Rücksicht auf seine Form erst dem Ende des 10. oder dem Anfang des 11. Jahrhunderts angehören dürfte. Sein Boden zeigt das bereits früher besprochene erhabene Ringkreuz 20).
Unser Sieghartskirchner Stück wird man mit Rücksicht auf seine Technik und besondere Form am ehesten der Zeit um 900 oder demAnfang des 10. Jahrhunderts zuweisen dürfen. Eines läßt sich allerdings mit unbedingter Sicherheit aussagen: seine Hersteller waren Deutsche.
In Zusammenhang mit diesem kleinen Grabgefäß aus Graphitton gewinnen auch die Bruchstücke der beiden großen Vorratsgefäße aus derselben Masse besondere Bedeutung. Einerseits zeigen sie eine Formgebung, die bei jüngeren Stücken ähnlicher Zweckbestimmung aus dem späteren Mittelalter nicht mehr üblich ist, andererseits ist ihre Tonmasse ganz außerordentlich graphitreich, gleichfalls eine Eigenart, die später (außer bei ganz anders gestalteten städtischen Spezialgefäßen) nicht mehr vorkommt. Schließlich aber weist das Vorkommen dieser Gefäßbruchstücke großen Umfanges innerhalb unseres Fundkomplexes darauf hin, daß sich im selben Raum neben dem Gräberfeld auch eine Ansiedlung befunden haben muß, aus deren Bereich diese Vorratsgefäße stammen.
Aus Ton ist schließlich auch der einzige Spinnwirtel unseres Fundmateriales hergestellt. Seine charakteristische doppelkonische Form bei außerordentlich feinem Ton kommt mit und ohne Zickzackmusterung häufig in spätawarischen, awaroslawischen und slawischen Gräberfeldern des 8. und 9. Jahrhunderts vor. Wir erwähnen nur die zahlreichen Stücke aus Theben-Neudorf  21) in der Slowakei, Horgos  22) und Martely  23) in Ungarn. Aus dem Gebiet des Großmährischen Reiches führen wir ein Stück aus dem Friedhof des 9. Jahrhunderts von Blucina in Mähren an  24).
 
2. Armringe.
 
Sie umfassen zwei Typen. Den rundstabigen mit bisweilen stempelförmig verdickten Enden und unverziertem Körper und den mit vierkantigem Querschnitt, dessen Flächen in unserem Fall durch eingestanzte Punkte verziert sind. Beide gehören in der Regel dem 9. Jahrhundert an. Sie finden sich im awarischen Bereich häufig in Nekropolen, die der Zeit nach der Niederwerfung des Awarenreiches durch Karl den Großen zuzuweisen sind. Als Beispiele hierfür seien genannt: ein vierkantiges mit Punkteinstichen verziertes Stück, dessen Enden wie eines der unseren mit aufgezogenen Ringchen verstärkt sind, aus Grab 145 von Edelsthal im Burgenland, wo Grab 113 auch den glatten Typ ergeben hat  25); aus dem Gräberfeld von Sirak, Kom. Nograd, Grab 69 zwei glatte mit aufgezogenen Ringchen an den Enden  26). Sechs Ringe gleicher Art mit kantigem Querschnitt und durch Zickzacklinien und Punkte verzierten Außenflächen ergab der Friedhof des frühen 9. Jahrhunderts von Paszto, Kom. Hevws  27). Auch im Gräberfeld von Regöly, Kom. Zala, finden sich beide Typen  28). Die letztere Nekropole gehört dem ausgehenden 8. und beginnenden 9. Jahrhundert an. Das älteste mir bekannte Stück dieses Schmucktyps könnte jenes aus Grab 60 des awaroslawischen Gräberfeldes von Theben-Neudorf sein, da das genannte Grab wohl aus dem älteren Teil des Friedhofes stammt  29) und vielleicht noch in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts gestellt werden muß.
Aus Orten außerhalb des awarischen Bereiches kennen wir zwei gleiche Ringe mit vierkantigem Querschnitt und Punktverzierung aus den schon genannten Gräbern von Pösting im Mühlviertel  30), die wohl dem ausgehenden 9. oder beginnenden 10. Jahrhundert angehören. Auch die Köttlacher Gräberfelder von Hohenberg und Krungl in Steiermark, die vorwiegend dem 9./10. Jahrhundert zuzuschreiben sind, haben gleichartige Armringe ergeben. Ersteres einen solchen mit vierkantigem, letzteres einen mit rundstabigem Querschnitt  31). Im wikingischen Gräberfeld von Birka in Schweden sind ebenfalls Ringe unseres Typs gefunden worden. Ein rundstabiges Stück, durch eine geritzte Längslinie verziert, als Ring einer der in diesem Bereich gebräuchlichen Ringnadeln verwendet, ergab Grab 465 von dort, das durch eine arabische Silbermünze (geprägt 805) in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert wird  32). Einen ähnlichen rundstabigen, mit leicht stempelförmig verdickten, durch Einstiche verzierten Enden Grab 750, das gleichfalls durch arabische Silbermünzen (Prägezeit 894/912) datiert ist und demnach in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts gehört  33). Wir ersehen daraus, daß der Typus jedenfalls das ganze 9. Jahrhundert hindurch bis ins 10. in Verwendung gestanden ist. Der schwere Ring aus den durch Münzen der Ungarnkönige Stefan, Aba und Peter in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts datierten Gräber von Gerendas, Kom. Bekes in Ungarn  34) hat quadratischen Querschnitt, seine Fläche sind durch Punktaugen verziert. Er ist als Ganzes weit massiger als unsere älteren Stücke und stellt offenbar eine Weiterentwicklung dieser dar.
 
3. Ohrgehänge und sonstiger Metallschmuck.
 
Die Ohrringe mit an Stiften unten hängenden und oben steckenden, meist grünlichen Glasperlen sind eine allgemeine Erscheinung in awarischen Gräberfeldern von der Mitte des 8. Jahrhunderts an: z. B. Mistelbach, Grab 39 und 58  35), oder Münchendorf, Grab 51 und 53  36), aus Ungarn Sirak  37). Auch in den zum Großteil bereits dem frühen 9. Jahrhundert angehörigen Friedhöfen von Zillingthal und Edelstahl im Burgenland kommen sie häufig vor  38), ebenso im gleichzeitigen von Martely in Ungarn  39).
Eine Weiterentwicklung dieses Typs stellen jene Ohrgehänge dar, die an Stelle der auf einem beweglich dem Ring angefügten Stift aufgesteckten Perle ein dem Ringkörper angegossenes längliches Zierstück besitzen. Dies ist die Form, in der die Ohrringe dann in den slawischen Gebieten des Nordens sowohl wie des Südens im späteren 9. bis zum 11. Jahrhundert zahlreich und abwandlungsreich vorkommen. Ein solches Stück aus einem Zillingthaler Grab bildet Caspart (a. a. O. Tf. IV, 49) ab. Auch in unserem Sieghartskirchner Material findet sich ein Bruchstück eines gleichen (Abb. 4, unten Mitte).
Die Ringchen aus Silber oder Bronze mit unten anhängender Pyramide aus vier Kügelchen sind gleichfalls ein Leitttüpus des der Zeit um 800 und nachher angehörigen Fundmateriales unserer Gebiete. Wir erwähnen ein Stück aus Mußte  40) und eines aus einem wohl slawischen Grab des 9. Jhdts. aus Keszthely in Ungarn  41).
Auch die geriefelten dünnen Bronzeringlein gehören derselben Zeit an. Wir kennen sie unter vielen anderen aus Edelstahl  42). Ihre Zeitstellung wird uns durch ähnliche Stücke aus dem schwedischen Birka bestätigt, wo sie in Grabfunden insbesondere der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts nachweisbar sind  43).
Das getriebene, perlenverzierte Silberblechzierstück von Lunuaform ist am ehesten ähnlichen Stücken der Köttlacher Kultur zu vergleichen, einerseits den gleichgeformten Ohrgehängen  44), andererseits Blechanhängern  45), wie sie auch sonst in slawischen Fundkomplexen des 9./10. Jahrhunderts vorkommen  46).
 
4. Eiserne Messer.
 
Die Messer aus den Sieghartskirchner Gräbern sind durch breite und lange Griffangeln ausgezeichnet, von denen die Schneide scharf, oft beinahe rechtwinkelig abgesetzt erscheint. Die Schneide ist gegen die Spitze zu mehr oder minder stark nach oben geschweift. Die Formen unserer Stücke gleichen im allgemeinen stark jenen aus spätawarischen Gräberfunden wie z. B. jenen der bereits erwähnten Nekropolen von Sirak 47) oder solchen der Köttlacher Kultur 48). Auch das dem 10. Jahrhundert angehörige Gräberfeld von Steinabrunn hat gleichartige Formen ergeben 49). Aus Pettau bildet J. Korosec identische Messer aus seinen Gräbern Nr. 159, 281 und 297 ab 50).
Da die Gestalt der Eisenmesser als reine Zweckformen nur sehr wenig variiert, ist es nicht weiter verwunderlich, daß Stücke des 8. von solchen des 9. und 10. Jahrhunderts nicht ohne weiteres zu scheiden sind. Das einfache Arbeitsmesser ist in der Regel kein Typus, der chronologisch verwertbar ist.
 
5. Knochenhülsen.
 
Die aus Bein geschnitzten Hülsen mit und ohne Außenverzierungen sind vom späten 8. Jahrhundert an in verschiedener Verwendung gebraucht worden. Vorwiegend kommen sie als Nadelbüchschen in Frauengräbern vor: Münchendorf, Grab 51  51), Mistelbach, Grab 45, 43, 51  52), als Messergriffe in verschiedenen awarenzeitlichen Funden Ungarns  53). Leider ist die Lage im Grab bei unseren Stücken nicht beachtet worden, so daß ihr Verwendungszweck hier nicht angegeben werden kann. Da keines der Stücke
 
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Abb. 14: Absberg, Kettengehänge. Photo: Bundesdenkmalamt.
Foto schwarz-weiß.
 
Reste von Eisenrost zeigt, ist die Verwendung sowohl als Messergriffe als auch als Behältnis für Nähnadeln höchst unwahrscheinlich. Eines unserer Stücke weist starke Spuren von Kupferoxyd auf, dürfte somit mit irgend einem Bronzegegenstand in Zusammenhang gestanden sein. Unseren mit Gruppen umlaufender Grate verzierten Stücken entspricht z. B. völlig ein Röhrchen aus dem oben bereits erwähnten, dem Anfang des 9. Jahrhunderts angehörigen Friedhof von Paszto 54), während Hrab 44 von Szirak ein Stück mit dem durch einander kreuzende Schrägfurchen erzeugten Warzenmuster ergeben hat, neben einem zweiten durch Querrillen verzierten. Ersteres ist noch mit einer Silberblechauflage belegt, letzteres durch Kupferoxyd grün gefärbt 55). Das Rauten- oder Warzenmuster ist überhaupt eine Zierform, die im 9. und auch noch im 10. Jahrhundert die vorherrschende bei diesem Gerättypus geworden ist. Als Parallele zu unserem Sieghartskirchner Stück bilden wir ein ähnliches ab, das erst 1952 in einem der Gräber des späten 9., frühen 10. Jahrhunderts von Absberg, nördlich von Tulln zu Tage gekommen ist 56). Diese Gräber sind u. a. auch durch ein Kettengehänge, das wir gleichfalls im Lichtbild wiedergeben (Abb. 14) gekennzeichnet 57). Auch das durch ähnliche Rhombenschnitte verzierte Bruchstück einer Knochenröhre aus Grab 367 von Birka 58) paßt gut in unseren chronologischen Zusammenhang, da es zusammen mit Bruchstücken abbasidischer Dirhems aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gefunden wurde.
 
6. Glasperlen.
 
Zu den reizvollsten und anziehendsten Produkten des Kunstgewerbes des 8. bis 10. Jahrhunderts gehören die vielfärbigen, meist röhrenförmig gestalteten Schmuckperlen aus Glas. In Sieghartskirchen sind sechs Stück zylindrische und eine ovale vertreten. Bei einigen der ersteren ist deutlich ihre Herstellungsart erkennbar. K. Krenn hat sie bei dem einen im Gräberfeld von Steinabrunn gefundenen Stück (unsere Abb. 12 der Farbtafel) trefflich beschrieben: ein kurzer, meist dunkelblauer Glasstreifen wird mit farbigen Glasstreifen überlegt, diese leicht aufgeschmolzen, dann der Streifen zu einem Ring, etwas spiralig zusammengelegt, so daß sich die abgerundeten Ecken etwas übergreifen. Die Augen bestehen aus kugeligen Glaskörpern, deren farbige Glasfäden in konzentrischen Kreisen aufgeschmolzen sind und die dann zu mehreren nebeneinander zwischen die Spiralstreifen gelegt werden. Durch leichtes Zusammenschmelzen und Rollen wurde dann das ganze Stück auf Walzenform gebracht 59). Die Augen unserer Stücke, durch rote, grüne und gelbliche Farbtöne gekennzeichnet, sind stets dadurch charakterisiert, daß sie von strahlenartig verlaufenden Streifen umgeben sind, was diesen Perlen den Namen "Strahlen-" oder "Sonnenperlen" eingetragen hat.
Bei einem unserer Stücke trägt das Auge in seiner Mitte eine kreuzförmige Darstellung, die durch vier weiße und einen roten Punkt angeordnete würfelförmige Flecken gekennzeichnet ist. Diese Art der Kreuzdarstellung ist selten, die gebräuchlichste besteht in einem dunklen Mittelpunkt, um den herum vier rote, drei- oder viereckig gebildete Punkte angeordnet sind. Als Beispiele dieser Art bringen wir hier eine solche Perle aus dem Gräberfeld von Köttlach 60) (Tafel, Abb. 13) und aus jenem von Bernhardsthal in N.-Ö.  61) (Tafel, Abb. 10) zur Abbildung. Ein dem Bernhardthaler Stück völlig gleichendes (es ist nur sehr stark verwittert) wurde 1950 in einem der Gräber des Friedhofes des 9./10.  Jahrhunderts von der Hochleiten bei Hohenau an der March N.-Ö. gefunden 62), ein weiteres hat das dem 10. Jahrhundert angehörende Grab 61 der großen slawischen Nekropole von Unter-Wisternitz in Südmähren ergeben 62a).
Zur Frage der Herkunft dieser schönen Schmuckstücke ist folgendes zu sagen. Es ist wohl anzunehmen, daß sie ursprünglich aus den alten Handwerkszentren im Raume des Schwarzen Meeres stammen, wo bereits in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten vielfärbige Glasperlen oft auch mit figuraler Darstellung erzeugt wurden 63). So können wir aus Umi bei Wladikawkas solche Strahlenperlen 64), die auch in den Kurganen von Werchne Saltowo bei Kiew belegt sind 65). In unserem Kulturbereich finden sie sich in spätawarischen Funden vom Ende des 8. und Anfang des 9. Jahrhunderts an. Wir erwähnen als solche die Stücke aus Wien-Unter St. Veit 66), Paszto, Kom. Heves in Ungarn 67). Ferner kennen wir sie aus dem frühdeutschen Gräberfeld von Haddien in Oldenburg 68), aus Pinguente in Istrien und Wiederndorf in Kärnten 69).
 
Zwischen den Seiten 34 und 35 sind die Glasperlen in Fabe abgedruckt.
1 - 9 Sieghartskirchen,
10, 11 Bernhardthal,
12 Steinabrunn,
13 Köttlach.
 
Auch die Form mit Kreuzdarstellung im Auge stammt offenbar ursprünglich aus den südrussischen Handwerkszentren, denn hier kennen wir die fünf kreuzförmig zueinander gestellten Würfel schon frühzeitig 70). In dem reichen Material an Glasperlen, das die neueren Ausgrabungen in Alt-Ladoga in Rußland ergeben haben, ist auch eine sehr schöne lange Perle dieses Typs (nach Art unseres aus Köttlach abgebildeten Stückes, Tafel, Abb. 13) vorhanden  71), die die Ausgräber richtig dem 9./10. Jahrhundert zuschreiben. In unseren Gebieten kennen wir solche aus der reichen Siedlung der Heidenstatt bei Limberg, N.-Ö. 72), aus Walbersdorf im Burgenland 73), Stare Mesto bei Ung. Hradosch 74) und Temice in Mähren 75), Hohenberg 76) und Krungl in Steiermark 77).
Die schöne ovale Perle mit schwarzblauem Mittelpunkt, einem weißen, dann roten, dann gelben Ring herum und dunkelgrünen Strahlen in den hellgrünen Körper (Tafel, Abb. 7) kennen wir aus dem schon oft erwähnten spätawarischen Friedhof von Paszto in Ungarn  78), von Erfurt-Neuschmiedstedt und Böttelsborn in Thüringen  79). Ferner aus Schweden, wohin sie offenbar mit dem südrussischen Handelsstrom gelangte, aus den münzdatierten Gräbern Nr. 526 und 967 von Birka (1. Hälfte des 9. und 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts) 80) und Grab 1 von Gredly Mälby auf der Insel Adelsö (um 800) 81).
Die dunkelblauen Perlen mit weiß umränderten Augen (Tafel, Abb. 8, 9) sind vom 8. bis zum 10. Jahrhundert weit verbreitet. Wir kennen sie aus zahlreichen russischen Fundorten (so Alt-Ladoga, Saltowo, Podgorow, Tomnik, Lizzor)  82). Aus Mitteleuropa von Quedlingburg, Kallmütz in der Oberpfalz und Voltago, Prov. Belluno in Italien  83), von der Heidenstatt bei Limberg  84), Großromsted in Thüringen  85), Krungl 86), Hohenberg  87) in Steiermark usw.
Die übrigen in Sieghartskirchen gefundenen Glasperlen bieten in chronologischer oder völkischer Hinsicht nichts besonders bemerkenswertes, außer die kürbiskernförmigen aus dunklem (schwarzem, grünem und blauem) Glas, die ihre Zugehörigkeit zum awarischen Kulturkreis nicht verleugnen können.
 
4. Schluß und historischer Ausblick.
 
Unser kleines Sieghardskirchner Gräberfeld ergibt also, wie sich nun zusammenfassend sagen läßt, eine Reihe von immerhin nicht unbedeutenden Ausblicken. Vorerst seine Zeitstellung: es läßt sich, wenn man die verschiedenen chronologischen Anhaltspunkte vorsichtig abwägt, am ehesten der Zeit zwischen dem Ende des 8. oder Anfang des 9. und de. Anfang des 10. Jahrhunderts zuweisen. Wenn sich auch, wie das überall in den karolingischen Grabfunden unserer Alpengebiete der Fall ist, noch gewisse Anklänge an die awarische Kultur der Spätzeit zeigen, so kann doch mit aller Sicherheit festgestellt werden, daß unser Fundkomplex zweifellos mit Awaren nichts zu tun hat. Könnte die Tonware zu einem Gutteil etwa noch als slawisch oder awarisch bezeichnet werden, so widersprechen dem vier der Gefäße (Abb. 1: 1, 7, 10, 11) auf das Bestimmteste. Sie sind als deutsch anzusprechen. Bezeichnenderweise sind das gerade die jüngsten der vorkommenden Gefäßtypen. Auch die Bruchstücke der großen Graphittonvorratsgefäße zeigen eine Gestaltung, die im slawischen und awarischen Kulturgebiet nicht üblich ist. Gerade sie zeigen uns aber weiter, daß in unmittelbarer Nähe des Gräberfeldes eine Ansiedlung, wohl ein Einzelhof, bestanden haben muß, dessen Wohnbevölkerung in fem kleinen Friedhof hier bestattet worden ist 88). Dies, zusammen mit der Ausstattung der Gräber mit Schmuck und Tongefäßen gestattet es uns aber, einen weiteren klaren Einblick in die Siedlungsverhältnisse auch der umliegenden Gegend in jener Zeit des 9. und beginnenden 10. Jahrhunderts zu gewinnen.
Im Schrifttum wurde vielfach der Meinung Ausdruck gegeben, die Kirchenorte Rappoltenkirchen und Sieghartskirchen - von ersterem liegt unser Fundplatz etwa 700 m, von letzterem 1500 m entfernt - seien bereits Gründungen der Karolingerzeit und hätten ihre Namen vom karolingischen Markgraf Rapoto (836 - 854) und von dem 906 verstorbenen Grafen Sigehard, dem Stammvater der Grafen von Ebersberg erhalten  89). Dem widerspricht nun das Resultat unserer Analyse des Alters unseres  Gräberfeldes. Hätten bereits in der Karolingerzeit diese beiden Kirchen bestanden, so hätten die Toten auch unseres Einzelhofes sicherlich in den bei diesen angelegten nahen Friedhöfen ihre letzte Ruhe finden müssen. Denn weder die staatliche noch auch die kirchliche Ordnungsmacht duldeten in der späteren Karolingerzeit Ausnahmen von der Regel, wenn die Organisation einmal planmäßig ausgestaltet worden war.
Rappoltenkirchen ist vielmehr höchstwahrscheinlich erst eine Gründung des Inntal- und Traungaugrafen Rapoto von 1005/6, der vor 1017 vom König verurteilt und seiner Güter verlustig erklärt wurde 90). Hierfür spricht neben dem Ortsplan vor allem auch das Kirchenpatrozinium St. Georg, das in diesem Zusammenhang auf die Zeit Kaiser Heinrichs II. (1002 - 1024) weist, des Begründers des Bistumes Bamberg, dessen Hauptkirche eben diesem Heiligen geweiht war.
Sieghartskirchen aber dürfte, wieder unter Mitberücksichtigung des Orts- und Flurplanes 91), eine Gründung jenes Grafen Sigehard, Sohnes Graf Engelsberts und der Adala sein, der am 6. oder 7. August 1046 am ungarischen Königshof von Aufständischen ermordet und dann zur Bestattung nach Regensburg überführt wurde. Er hatte vor 1023 mit seiner Gattin Judith-Tuta von Ebersberg 92) das Stift Baumburg a. d. Alz begründet und der hl. Margaretha geweiht 93). Dasselbe Patrozinium trägt nun aber auch die Kirche von Sieghartskirchen 94).
So sehen wir, daß die Ergebnisse unserer Untersuchung des kleinen Gräberfeldes zwischen den Kirchenorten Rappoltenkirchen und Sieghartskirchen - zusammengehalten mit den diese betreffenden historischen Erwägungen - zu dem Schluß führen, daß das umliegende Gebiet erst nach der Ungarnzeit, zu Anfang des 11. Jahrhunderts siedlungsmäßig und kirchlich richtig und in größerem Maße ausgebaut worden ist.
 
Anmerkungen.
 
1) MZK., 3. F., 4., 1905, S. 243 f.
 
2) Ich habe seinerzeit (Die frühmittelalterlichen Gräberfunde von Mistelbach, Katzelsdorf, Münchendorf und Schwechat, Niederdonau, Natur und Kultur, Heft 8, Wien 1941, S. 56) versucht, die Gräberfunde des awarischen Friedhofes von Mistelbach als "germanisch in awarischem Gewand" zu erklären. Dieser Versuch muß als verfehlt betrachtet werden. Er ist ebenso verfehlt, wie es jener von L. Niederle war (Rukovet slovanske archeologie, Prag 1931, S. 72), dieselben Funde für Slawen in Anspruch zu nehmen. Es ist sicherlich richtig, daß Mistelbach zahlreiche Beziehungen zum westlich-deutschland Gebiet des Karolingerreiches aufweist. Aber hier ist der anthropologischer Befund der da Bestatteten maßgebend. Und da hat denn bereits eine oberflächliche Beurteilung seitens anthropologischer Fachleute (W. Ehgartner, Ä. Kloiber) gezeigt, daß ein Großteil der Schädel mongoloide Züge aufweist, also von ausgesprochenen Awaren herstammt. Ein Befund, der nach unserer heutigen Kenntnis der Dinge schon durch die zahlreichen typisch awarischen Gürtelgarnituren nahegelegt wird.
 
3) Z. B. Krachenhausen, BA. Burglengfeld in Bayern: P. Reinecke, Karolingische Keramik aus Bayern, Germania, 20., 1936, Tf. 42, Abb. 2/2.
 
4) H. Mitscha-Märheim, a. a. O., Tf. 24, 13.
 
5) Ebenda, Tf. 8, 3 und S. 13.
 
6) Fundber. aus Österreich, IV., S. 69.
 
7) Gehoben von A. Schultes, im Heimatmuseum in Hohenau a. d. March.
 
8) J. Korosec, Staroslovansko Grobisce na Ptujskem Gradu, Laibach 1950, Abb. 13  auf S. 247.
 
9) R. Pittioni, Der frühmittelalterliche Gräberfund von Köttlach, Sonderschr. d. Zweigstelle Wien des d. arch. Inst., 14, Wien 1943, Tf. I, 2 3.
 
10) J. Korosec, a. a. O., Abb. 187, 193 195, 205.
 
11) Archeoloski vestnik II/2, 1951. S. 180 f., bes. Abb. 13 und 16.
 
12) K. Höllrigl, Arpadkom keramikamk, AErt., 44, 1930, S. 142 ff.
 
13) H. Arbman, Schweden und das Karolingische Reich, Stockholm 1937, Tf. 30 f.
 
14) J. Eisner, Devinska Nova Ves, Bratislava 1952, Tf. 9, 3.
 
15) H. Arbman, Birka, Tf. 239, 3 aus dem in den Anfang des 10. Jhdts. münzdatierten Grab 886 sowie Tf. 244, bes. Nr. 6 und Grab 11.
 
16) H. Arbman, Birka, z. B. Tf. 223, 4 (Grab 212 um 900), Tf. 225, 1 (Grab 329), 2 (auch in der Größe voll entsprechend aus Grab 901 des 10. Jhdts.), Tf. 226, 2 (Grab 201) und 3 (Grab 772).
 
17) F. Stroh, Spätgermanische Gräber im Mühlviertel Linz 1943, im Selbstverlag, S. 6, Nr. 3161.
 
18) K. Krenn, Das frühdeutsche Gräberfeld von Steinabrunn, Prähistorica, 6, 1939.
 
19) Prähistorische Abteilung d. Nat. Mus. Wien, Inv. Nr. 71326, 71327.
 
20) Ich danke der Leitung des Heimatmuseums von Pöchlarn (N.-Ö.) für die Erlaubnis, den Topf hier in Abbildung vorlegen zu dürfen.
 
21) J. Eisner, wie Anm. 14 passim.
 
22) J. Hampel, Denkmäler des frühen Mittelalters aus Ungarn, III. Tf. 99, 17.
 
23) Ebenda, Tf. 91 (awarisch-slawisch, frühes 9. Jhdt.).
 
24) J. Poulik, Staroslovanska Morava, Brünn, 1948, Tf. 45.
 
25) J. Hampel, a. a. O., II., S. 130, III., Tf. 107.
 
26) Ebenda, III., Tf. 72.
 
27) Ebenda, III., Tf. 78, II., S. 94 f.
 
28) J. Hampel, a. a. O., II., S. 231, 235, 238, 239, 240, III., Tf. 184, 189.
 
29) J. Eisner, wie Anm. 14, Tf. 31, 14. Das Gräberfeld von Theben-Neudorf beinhaltet Gräber - sowohl awarische als auch slawische - vom Ende des 7. bis zum Beginn des 9. Jahrhunderts (vereinzelte gehören auch dem 10. Jhdt. an.). Leider ist der Originalgräberplan ein Opfer der Kriegsereignisse des Jahres 1945 geworden, der von Eisner abgedruckte nicht vollständig. Es fehlen darin einige der wichtigsten Gräber der Frühzeit. Daher ergeben sich bei vielen Bestattungen Datierungsschwierigkeiten.
 
30) F. Stroh, wie Anm. 17.
 
31) O. Fischbach, AErt., 1897, S. 135, Tf. II, 8 und S. 145, Tf. VII, 9.
 
32) H. Arbman, Birka, S. 133 und Tf. 109, 4.
 
33) A. a. O., S. 267 ff. u. Tf. 46.
 
34) J. Hampel, II., S. 855 f. u. III., Tf. 510.
 
35) H. Mitscha-Märheim, a. a. O., Tf. 5.
 
36) A. a. O., Taf. 19.
 
37) J. Hampel, a. a. O., I., Abb. 915 f. auf S. 351.
 
38) J. Caspart, MAG. 65, 1935, Tf. IV., 46 - 48.
J. Hampel, a. a. O., I., Abb. 906 ff. auf S. 351.
Zur Zeitstellung und Bedeutung der Friedhöfe von Edelstahl und Zillingsthal vgl. H. Mitscha-Märheim, Landeskunde Burgenland, Wien 1951, S. 687, Anm. 38.
 
39) J. Hampel, a. a. O., I., Abb. 911 f. auf S. 351.
 
40) H. Mitscha-Märheim, wie Anm. 1, Tf. 2, 12.
 
41) J. Hampel, a. a. O., III., Tf. 165, 14.
 
42)  J. Hampel, III., Tf. 107, 7.
 
43) H. Arbman, Birka, S. 60, z. B. aus Grab 138, das durch eine nach 816 geprägte arabische Münze datiert wird.
 
44) Pittioni, a. a. O., Tf. VI, 9, 10.
 
45) A. a. O., Tf. IX, 22 f.
 
46) Arch. Rozhledy II., 1950, S. 31, aus Gr. 481 von Unter-Wisternitz.
 
47) Hampel, a. a. O., I., Fig. 120 auf S. 93.
 
48) R. Pittioni, a. a. O., Tf. IV, Nr. 3 und 4.
 
49) J. Krenn, a. a. O., Tf. II, Nr. 3 - 5.
 
50) J. Korosec, a. a. O., III., Abb. 32, 91, 96.
 
51) H. Mitscha-Märheim, a. a. O., S. 36, Tf. 19, 7.
 
52) A. a. O., S. 13, 15, Tf. 5, 20, 22, 27.
 
53) Hampel, a. a. O., I., S. 96 ff.
 
54) Hampel, a. a. O., I., S. 98, Fig. 145.
 
55) A. a. O., II., S. 90.
 
56) Heimatmuseum Tulln.
 
57) Gleiche aus Gräbern von Rohrbach am Steinfeld (Mus. Neunkirchen), Pottschach (Caspart, MAG., 61, 1931, Tf. 3, 3 und 7) und Bernhardsthal in Niederösterreich (R. Pittioni, Das Gräberfeld von Bernhardsthal,  PZ., 26, 1935, Tf. IV auf S. 173,  Nr. 7). Ferner aus Hohenberg und Krungl in Steiermark (AErt., 1897, S. 135, Tf. II, 5 und S. 140, Tf. IV, 9). Es handelt sich hier um einen Schmucktypus zweifellos östlicher (wohl byzantinischer) Herkunft, der im Gebiet der mährischen Slawen bisweilen eine besonders prächtige Ausgestaltung erfuhr (z. B. Stare Mesto in Mähren: Arch. Rozhledy, II., 1950, Abb. 17 auf S. 19).
 
58) H. Arbman, Birka, S. 104 und Tf. 156, 9.
 
59) K. Krenn, a. a. O., S. 4 f.
 
60) Präh. Abtlg. Nat. Mus., Wien.
 
61) R. Pittioni, Bernhardsthal, Tf. VI und VII.
 
62) Heimatmuseum Hohenau.
 
62a) J. Poulik, Jizni Morava zeme Davnych Slovanu, Brünn 1950, Abb. 135 f.
 
63) D. Selling, Mosaikperlen mit Gesichtsmasken, Fornvännen 37, 1942, S. 23 ff.
 
64) Materiali po archeologii Kawkasa, VIII, 1900, Tf. 73, 6.
 
65) F. D. Gurewitsch, Altertümliche Perlen von Stara Lagoda, Sowjetische Archeologie, Akad. d. Wiss. d. UdSSR, Moskau - Leningrad 1950, XIV, Tf. 1, S. 171, Nr. 18.
 
66) Präh. Abtlg. Nat. Mus., Wien.
 
67) Hampel, a. a. O., III., Tf. 73, 24.
 
68) K. Dinklage, Mannus, 33, 1941, Tf. III, 25.
 
69) Derselbe, Frühdeutsche Volkskultur in Kärnten und seinen Marken, Laibach 1943, Tf. 8.
 
70) Z. B. aus Kamunta im Kaukasus, wie Anm. 64, Tf. 91, 20.
 
71) V. J. Rawdonikas, Alt-Ladoga, Sowjetische Archeologie, Akad. d. Wiss. d. UdSSR, Moskau - Leningrad, 1950, XII, S.  36, Abb. 32 und F. D. Gurewitsch, a. a. O., S. 174, Abb. 2, 3.
 
72) Höbarth-Museum Hoen, N.-Ö.
 
73) Mus. Ödenburg. A. Barb, Materialien zur Kunsttopographie des Burgenlandes, Mskr. im Landesmuseum in Eisenstadt.
 
74) R. Pittioni, a. a. O., S. 185.
 
75) J. L. Cervinka, Slovane na Morave, Abb. 32, Nr. 9.
 
76) Grab 20, Joanneum Graz.
 
77) Grab 162, Joanneum Graz.
 
78) Hampel, a. a. O., III. Tf. 73, 24.
 
79) K. Dinklage, Mannus, 33., 1941, Tf. III, 19, 22.
 
80) H. Arbman, Birka, Tf. 120, 10 und Tf. 122, 10.
 
81) H. Rydh, Förhistoriska undersökningar pa Adelsö, Stockholm, 1936, Tf. 2, 11 f.
Ich danke W. Holmqvist, Stockholm, für diesbezüglichen Hinweis.
 
82) F. D. Gurewitsch, a. a. O., Tf. 1, S. 171, Nr. 1 - 10.
 
83) K. Dinklage, Frühdeutsche Volkskultur in Kärnten und seinen Marken, Laibach 1943, Tf. 8.
 
84) Höbarth-Museum, Horn.
 
85) K. Dinklage, Mannus, 33., Tf. 3, 17.
 
86) Grab 75, O. Fischbach, A. Ert., 1897, S. 144, Tf. 6, 9.
 
87) Grab 6, O. Fischbach, a. a. O., S. 134, Tf. 1, 9.
 
88) Der Wohnbevölkerung eines Einzelhofes entsprächen die 18 Gräber im Zuge von etwa 100 Jahren völlig.
 
89) A. Schachinger, Der Wienerwald, Wien 1934, S. 123 und 132.
K. Lechner, Siedlungsnamen und Siedlungsformen als Zeugen geschichtlichen Lebens und: Geschichte des Tullner Bezirkes in der Karolingerzeit, Heimatkalender 1953 (erschienen 1952) S. 74 u. 90.
 
90) H. Mitscha-Märheim, Jb. f. Landeskunde N.-Ö., 29, 1948, S. 429 und Stammtafel 2.
C. Plank, Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum 31, 1951, Stammtafel nach S. 564.
Die alte Erfahrungstatsache, daß vom König konfisziertes Gut oft an nächste Familienmitglieder des Bestraften gelangt ist (zumal wenn es sich dabei um Geistliche handelte), könnte den Regensburger Besitz in dem Rappoltenkirchen benachbarten Gerersdorf etc. erklären. Denn der vor 1017 verurteilte Graf Rapoto war ein Bruder des Bischofs Gebhard I. von Regensburg (994 - 1023).
 
91) Ersterer läßt eine kleine Weilersiedlung erkennen, die noch aus der Karolingerzeit (aus der Zeit vor der Errichtung der "Sieghardskirche" stammen dürfte.
 
92) Daß unser Graf Sigehard mit einer Gräfin von Ebersberg vermählt war, ist mit Rücksicht auf die Tatsache bedeutsam, daß dieses Geschlecht in der näheren Umgebung unseres Ortes nachweisbar über reichen Besitz verfügte: Elsbach, Asperhofen, Lengbach (Monum. Boica XIV, S. 181 f.Nr. 3), vielleicht auch Oepping, das seinen Namen von einem der Eberharde desselben Hauses führen könnte.
 
93) Salzburger Urkundenbuch II. Nr. 70.
 
94) Es ist ja auch höchst bezeichnend, daß 200 Jahre später, 1228, der damalige Besitzer von Sieghartskirchen, der Pfalzgraf Rapoto II. von Ortenberg, die hiesige Kirche eben an Kloster Baumburg vergabte (Monum. Boica II, S. 196). Mann wird darin wohl das Fortwirken einer alten Tradition aus der Gründungszeit erblicken dürfen.
 
Abkürzungen
AErt.      Archaeologiai Ertesitö, Budapest
 
MAG. Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, Wien, bzw. Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Prähistorie, Wien.
 
MZK      Mitteilungen der Zentralkommission für die Erforschung und Erhaltung der kunst- und historischen Demkmale, Wien.
 
PZ.     Prähistorische Zeitschrift, Berlin.
 
 
Im Anschluss folgt direkt:
 
Ein frühgeschichtliches Gräberfeld in Katzelsdorf am Wienerwald, pol. Bez. Tulln, N.-Ö.
Von Stefan Geiblinger, Tulbing.
 
Seite 45:
Bemerkenswert für Katzelsdorf ist im Gegensatz zu Köttlach und Steinabrunn oder Sieghartskirchen die Beigabenlosigkeit der Beisetzungen von Erwachsenen, denen gegenüber die Kindergräber durch Töpfe ausgezeichnet sind.

Letzte Veröffentlichung am 1.1.2024.

39) Eiszeitalter und Gegenwart, 1954 (allgemeine Info Löß)

40) Steyrer-Kalender mit Schematismus und Häuserverzeichnissen 1956, 63. Jahrgang

41) Archaeologia austriaca, 1963

42) Gürtelbeschläge, 1970

43) Fibeln, 1972

44) Griffzungenmesser, 1972

45) Glockenbecherzeitliche Grabfunde aus Henzing (Veröffentlicht November 1976)

46) Vier spätneolithische Skelette aus Henzing (Veröffentlicht November 1976)

47) Ein neolithisches Skelett mit Grabbeigaben (Veröffentlicht Februar 1978)

48) Germanen, Awaren, Slawen in NÖ, 1977

49) Erich Rabl, Sieghartskirchen Festschrift, 1978

50) Tulln, Stadt und Bezirk, 1980

51) Ersuchen um Graberlaubnis, 1982

52) Josef Koller, Ollern - Orts- und Häuserchronik, 1983

53) Erich Rabl, Rappoltenkirchen im Wienerwald, 1983

54) Roland Dobersberger, Heimatbuch Abstetten 1987

55) Vorerhebung der NÖ Flurdenkmale, 1989

56) Bescheid Bundesdenkmalamt, Römerzeitliches Hügelgrab, 1989

57) Bescheid Bundesdenkmalamt, Burgruine Ried, 1991

58) Emil Mlejnek, Heimatbuch Elsbach, 1992

59) Bescheid Bundesdenkmalamt, Frühmittelalterliches Gräberfeld 1992

60) Verschönerungsverein Kogl, 1994

61) J.W. Neugebauer: Bronzezeit in Ostösterreich, 1994

62) Awarische Grab- und Streufunde aus Ostösterreich, 1996

63) Anthropologische Gesellschaft Wien, 1996

64) Numismatische Zeitschrift, 1997

65) Prähistorische Archäologie als historische Wissenschaft, 1998

66) Schreiben Land NÖ, Erdstallforschung, 1998

67) Spätkupferzeit in Süddeutschland, 2000

68) Roland Dobersberger, "Sieghartskirchen, Ein Heimatbuch", 2001

69) Kurt Bors, 1983 (Unvollständige Kopie aus der Verlassenschaft Otto Salzborn)

70) Bescheid Bundesdenkmalamt, Meierhof Plankenberg, 1982

71) Rieder Werkstatt, Unser Dorf Ried am Riederberg, Zum Erinnern und zum Kennenlernen 1983/84

72) Chronik Freundorf, 2001

73) Antike Grabbauten in Noricum, 2001

74) Der römische Limes in Österreich", 2002

75) Beiträge zur Geschichte von Judenau und Zöfing, 2002

76) Passauer Universitätsschriften zur Archäologie, Band 9, 2004

77) Das karolingerzeitliche Hügelgräberfeld von Wimm, 2005

78) PDF Dokument: Beginnt mit Seite 421, ein Titel ist daher unbekannt, 2005

79) Archaeologia austriaca, 2005

80) Fotos Römergrab, 2006

81) Universität Wien, Diplomarbeit, Die frühmittelalterlichen Grabfunde von Micheldorf/Kremsdorf, OÖ, 2008

82) Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchäologie, Internetfund im Jahr 2008

83) Universität Wien, 2008

84) Universität Regensburg, Dissertation, Archäologische Untersuchungen zur Frage von Sozialstrukturen, 2008

85) Frühmittelalterliche Siedlungsstrukturen in Niederösterreich, 2009 

86) Flächenwidmungsplan der Marktgemeinde Sieghartskirchen, 2010

87) Universität Wien, Diplomarbeit, Die hallstattzeitliche Siedlung von Freundorf, 2010

88) Burgruine Ried am Riederberg, technisches Sanierungskonzept 2010/11

89) Römische Villa Sieghartskirchen, 2011

90) Burgruine Ried, Fundberichte aus Österreich, 2011

91) Burgruine Ried und Dietersdorf, Fundberichte aus Österreich, 2012

92) Katalog Studiensammlung des Institutes für Ur- und Frühgeschichte, Wien, 2012

93) Burgruine Ried, Fundberichte aus Österreich, 2013

94) Geologische Bundesanstalt, Dietersdorf-Formation, 2013

95) Berichte zur Archäologie 17/2014

96) Diplomarbeit „Frühchristliche Kirchen in Noricum – Ende und Weiterleben“, 2014

97) Fundberichte aus Österreich, 2014

98) PDF Dokument: Beginnt mit Seite 49, ein Titel ist daher unbekannt, 2015

99) About Bow-Shaped and Rod-Shaped Pendants, 2016

100) Fundort Wien, 2018

101) Burgruine Ried, Fundberichte aus Österreich, 2019

102) Eichgrabner, Zeitschrift des Fremdenverkehrs- und Verschönerungsvereines, 2019

103) Fundort Wien, 2019

104) Foto Eingangsbereich Römergrab, 2020

105) Tulln, Geschichte der Stadtgemeinde, 2. Auflage, 2021

106) Neue und wiederentdeckte Griffzungendolche mit Ringabschluss, 2021

107) Funde aus dem ehemaligen Heimatmuseum Tulln, Einsicht in das Depot 2023

108) Funde aus Open data Burgruine Ried, 2023

109) Amtliche Nachrichten der Niederösterreichischen Landesregierung, Jahrgang 1967

Am 25. Jänner 2024 konnten aus einem Originalexemplar in Privatbesitz die drei Seiten des Kulturberichtes für das Gemeindearchiv gescannt werden: 3 Artikel (Die neuen Funde in Pitten, Awarenzeitliche Gräberfunde, Das "Römergrab" bei Rappoltenkirchen).

Vollständiger Titel:
Amtliche Nachrichten der Niederösterreichischen Landesregierung, Jahrgang 1967, Wien, 15. Juli 1967, Nummer 13
Kulturberichte aus Niederösterreich, Seite 51
 
Das "Römergrab" bei Rappoltenkirchen
 
Ende der zwanziger Jahre hat sich Oberst J. Caspart mit der archäologischen Freilegung römerzeitlicher Grabhügel im nördlichen Wienerwald beschäftigt. Der größte und schönste Grabbau war der mächtige Hügel bei Bonna im Gemeindegebiet von Rappoltenkirchen, Gerichtsbezirk Tulln. Er liegt inmitten ausgedehnter Wälder in einer Talsenke an einer Stelle, wo drei Wasserläufe zusammentreffen. Es heißt dort "Bei den drei Wassern". Das Grab bestand aus einer rechteckigen Grabkammer mit einem aus vier behauenen Quadern gebildeten Tor, einem Vorraum, der wie die Grabkammer mit einem Tonnengewölbe eingedeckt war und einem 8 m langen offenen Zugang. Das Tor zur Grabkammer war ursprünglich mit einer Holztüre zu verschließen; die Zapfenlöcher der Tür und das Riegelloch sind noch sehr gut erhalten. Die gemauerten Wände des Zuganges, des Vorraumes und der Grabkammer waren verputzt und weiß getüncht und mit Pflanzenmustern in mehreren Farben bemalt, wie aus Bewurfstücken zu erkennen war. Der ganze Bau war mit Erde überdeckt. Dieses Grab war schon vor langer Zeit beraubt worden, denn man hat weder Reste einer Bestattung noch Beigaben gefunden. Lediglich wenige Bruchstücke von Keramik lagen in der Grabkammer.
 
Nach der Ausgrabung wollte man dieses Denkmal erhalten und baute über der nun offenen Grabkammer einen Schutzbau aus Holz. 1930 wurde das Grab feierlich zur öffentlichen Besichtigung freigegeben.
 
Doch schon nach 20 Jahren waren von dem Schutzbau nur mehr morsche Holztrümmer vorhanden, und das Mauerwerk verfiel immer mehr. Im Jahre 1965 stand nur mehr das Steintor; vom übrigen Mauerwerk war nicht mehr viel zu sehen. Im Hinblick auf die Bedeutung dieses interessanten Kulturdenkmales, das in seiner Art in Niederösterreich einmalig ist, entschloß sich die Kulturabteilung des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung zur Renovierung, mit der die Firma Ing. L. Hofstätter, Wien IV, unter der Leitung von cand. phil. H. Ubl betraut wurde.
 
Es lag kaum mehr ein Stein auf dem anderen, doch waren von der Ausgrabung des Hügels ausgezeichnete Pläne und Photographien vorhanden, so daß man das Grab einwandfrei neu erstehen lassen konnte. Es wurde auch gegen Feuchtigkeit mit modernen Mitteln geschützt, und die Bauarbeiten mit einer archäologischen Nachgrabung verbunden. Nachdem der Grabbau aufgemauert war, wurde er mit Erde überdeckt, um ihm das ursprüngliche Aussehen zu geben. Die Wände des offenen Zuganges wurden nicht verputzt, um die Art der Steinaufmauerung zu zeigen und um zu verhindern, daß der Bewurf unter dem Einfluß der Witterung abfällt. Auf die Bemalung der Wände wurde ebenfalls verzichtet, da auf Grund der zu kleinen Bruchstücke des Wandbewurfes das Muster nicht mehr ganz zu rekonstruieren war. In den Torbau setzte man wieder eine Holztüre ein, die aus begreiflich Gründen aber versperrt bleiben muß. Um jedoch dem Besucher den Aufbau zu zeigen, wurde vor dem Hügel auf einem Stein Auf- und Grundriß des Grabbaues mit einer kurzen Erläuterung dargestellt.
 
Die Archäologen bezeichnen diese Gräber, die es auch in der Steiermark und im Burgenland häufig gibt, als norisch-pannonische Hügelgräber. Sie stellen die Bestattungsform der einheimischen kelto-illyrischen Bevölkerung der frührömischen Zeit in den Provinzen Norikum und Pannonien dar und können in die Zeit von zirka 50 bis 180 n. Ch. datiert werden. Die Gräber, die sich wahrscheinlich in der Nähe von Siedlungen befanden, liegen immer in Gruppen beisammen. Eigenartigerweise liegt unser Grabhügel abseits. Man erreicht ihn am leichtesten auf der von Preßbaum nach Au am Kraking führenden Straße. Knapp vor Au liegt das Gasthaus Fink, von wo Hinweistafeln (rote Markierung) zum "Römergrab" führen. Von diesem führt in nördlicher Richtung ein Fußsteig zur Kammhöhe. Dort, wo er eine Waldstraße kreuzt, liegen zur linken Hand einige Grabhügel, und wenn man den Weg weiter verfolgt, sieht man zu beiden Seiten dieses sogenannten Römerweges mehrere Hügel nebeneinander liegen. Insgesamt sind es - den großen Grabbau eingeschlossen - 13 Hügel.
Dr. Franz Hampl

Letzte Veröffentlichung am 28.1.2024.